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Erstens kommt es anders und zweitens, wenn man denkt

  • Kategorie: Taschenbuch
  • Umfang: 148 Seiten
  • Autor: Werner Julius Frank
  • ISBN: 978-3-00-069479-0

9,80 €

zzgl. 2,- € Versandgebühr innerhalb Deutschland

Wilde Geschichten sind wieder angesagt!

Wie sieht wohl ein gefalteter Akku aus? Muß man für ein Fahrrad ein Ticket für’s Bahnfahren kaufen? Was versteht man unter „Kinderüberzuckerungstag“, „Baukindergeld“ oder einem „bevorratenten Hamster“?

Auch die Anglizismen werden wieder auf’s Korn genommen: I enjoy my life in full trains...

Leseprobe

Am ärgerlichsten sind diese Umfragedienste. Jede Woche eine neue Anfrage. Als erstes fragen die immer, ob ich der bin, den sie angerufen haben, zweitens, ob ich an einer Umfrage teilnehmen könnte und drittens versichern sie, daß es sich nur um ein paar Minuten handele. Ob und was ich von erstens bis drittens antworte, interessiert sie nicht, sie quasseln einfach weiter. Auch meine Frage, woher sie denn meine Telefonnummer haben, ignorieren sie. Einige behaupten, ihr Computer habe ihnen die Nummer gegeben, wer sie da hinein gestopft hat, wüßten sie nicht.

Dieses Mal war alles anders. Ich bejahte die Frage nach meiner Teilnahme und beteuerte, daß ich Umfragen grandios fände. Ich fragte, ob ich denn vor dem Verhör selbst einige Fragen stellen dürfte.

»Natürlich gerne«, die Antwort.

»Wie heißen Sie?«, meine erste Frage.

»Warum müssen Sie denn das wissen?« die Antwort.

»Ich möchte doch wissen, was ich in meinem Umfragebogen eintragen muß. Zum Beispiel, ob Sie einen langen oder kurzen Namen haben.«

»Was meinen Sie mit kurz oder lang?«

»Na, ob Sie zum Beispiel ›Dobermann-Rosenlöchner‹ oder einfach ›Pech‹ heißen.«

Auf der anderen Seite der Telefondrähte wurde überlegt. Es dauerte.

»Ich heiße Pech«, kam durch das Telefon.

»Heißen Sie wirklich so oder haben Sie es nur?« meine Frage. »Oder haben Sie den Namen nur gewählt, weil ich den vorgeschlagen habe?«

»Ich heiße wirklich so.«

»Ich trage es in die Spalte ein, ›Pech, kein Pech wie Teer, sondern ihr Name.‹«

»Vorname?« fragte ich weiter.

»Fanny«, die Antwort kam prompt.

»Sind Sie verheiratet?«

»Na hörn´se mal, was geht Sie das an«, entrüstete sich die Pech-Frau.

»Das muß ich wissen, weil ich das in die Spalte ›Mädchennamen‹ eintragen muß.«

»Das sage ich Ihnen nicht.«

Na gut, dann eben nicht. Ich war dabei, in die besagte Spalte ›Verweigert die Auskunft‹ einzutragen, wollte ihr aber dann doch noch eine Chance geben.

»Wäre Ihnen denn ›Schwefel‹ recht? Ich meine ›Fanny Pech, geborene Schwefel‹, das paßt doch ganz gut zusammen.«

»Sind Sie verrückt? Soll das so weitergehen?«

»Soll. Wie groß sind Sie und wie viel wiegen Sie?«

»Sie haben doch nicht mehr alle! Ich wollte Sie um Ihre Meinung zur gegenwärtigen politischen Situation fragen und Sie kümmern sich um mein Gewicht!«

»Ich kümmere mich überhaupt nicht und ihr Gewicht ist mir völlig egal. Ich .…«

»Warum stellen Sie dann derartig bescheuerte Fragen?« unterbrach sie mich.

»Die Fragen stelle nicht ich«, korrigierte ich, »die stellt mein Erfassungsbogen. Ich habe da noch eine Unmenge leerer Spalten, die Kreuze verlangen. Von Ihnen habe ich erst fünf: Fanny - Pech - vermutlich geborene Schwefel – unklar, ob verheiratet - zu Gewicht verweigert sie die Aussage. Es wäre schon furchtbar nett, wenn Sie mir noch ein bißchen behilflich wären.«

»Was wollen Sie denn noch?« schrie sie.

» Da wären noch: Alter - Haarfarbe permanent oder wechselnd - Bauchumfang - Anzahl der Kinder, wenn null, warum - Beruf des Mannes, sofern vorhanden - Tätowierungen ja/nein.«

»Das steht alles in Ihrem Umfragebogen? Woher kommt der denn?«

»Von einer offiziellen Stelle.«

»Wie heißt die?«

»Die heißt nicht. Die offizielle Stelle, das bin ich.«

Ich hörte sie schnappatmen.

»Und wie viele Teilnehmer haben Sie bereits interviewt?«

»Noch keinen, Sie sind die Erste.«

Ich fürchte, ihr Smartphone hat die Umfrage nicht überlebt.